Sunday, November 08, 2009

Ein Versuch...ein Tagebuch...Tag Zwei

Der Zweite Tag, 7. November 2009
Der Himmel über der Küstenbergketten verspricht Regen aus tiefhöngenden schweren Kumuluswolken. Aber bis wir aufgestanden sind und auf dem Weg auf den Samstagsmarkt an der alten Keksmühle (The Old Biscuit Mill) bleibt es noch trocken. Im Zug begegnet uns Afrika, dort fährt die Unterschicht zur Arbeit, und wir waren fast die einzigen weissen im ganzen Zug. Hier ist es zu spüren, dass verschiedene Welten herrschen. Ein blindes Päärchen spielt Gitarre und singt von Gott und den schweren Sünden, die sie begangen haben, wir geben ihnen Kleingeld. Später kommt ein Prediger ins Abteil und brüllt uns aus der Bibel vor. Unangenehm, aber irgendwie beeindruckend. Hören die Menschen ihm zu, oder schalten sie ab? Spricht er von ihrer Realität? Kein Sex vor der Ehe, liebe Deinen Nachbarn, egal welche Hautfarbe? Ein interessanter Mix, und manches trifft sogar für mich zu, ich will auch Menschen gleich respektieren, egal welche Hautfarbe sie haben, aber das mit der Ehe finde ich absurd und veraltet. Ist es hier in Afrika wie beim Domino, hier und da passen die weissen Punkte aneinander, man passt an der einen Stelle zusammen, gleicht sich, obwohl man an anderen wirklich gegensätzlich ist...?

Auf dem Bahnsteig findet noch eine interessante kleine Szene statt:
Ein schwarzer Rasenmäher findet hinter dem Bahnhofszaun eine Glasflasche, gibt sie einem weissen Wartenden, der sie in die Mülltonne entsorgt. Kurz darauf steht auf dem anderen Bahnsteig ein schwarzer Bettler und sucht in den Mülleimern nach Brauchbarem. Der weisse Wartende holt auf seiner Seite die Flasche wieder aus dem Müll und wirft sie dem schwarzen Bettler über die Gleise zu, der fängt sie und bedankt sich.

Auf dem Markt wird Wein getestet, Kaffee probiert, Pesto, Chorizo, frisch gesafteter Frucht-Gemüse mix getrunken, als auch das Wasser der Kokosnuss genossen. Agua di Coco kenne ich aus Brasilien, andere kennen es aus Madagaskar, die nächsten aus Mosambique. Jeder erinnert sich an eine beeindruckende und berührende Reise, während er von einem Mosambiquer und einem Südafrikaner die Kokosnuss, noch grün, frich mit einer Machete aufgehackt und mit Strohhalm, bekommt. Für 20 Rand. Eine Flüssigkeit ohne gleichen. Reich voller Vitamine und Enzyme und ganz ohne Cholesterol. Gleicht von der Zusammensetzung her sehr unserem Blut, weshalb es im Jungel so manchem Soldaten bei Blutverlust zugefügt wurde. Es hilft sehr gegen „Babbelaas“, das ist das Afrikaanerwort für Kater. Es ist ein durstlöschendes milchig weisses Vergnügen, und auch das Trinkgefäss ist gut, man fühlt sich besonders, wenn man zwischen all den Sekttrinkenden oder aus Plastikbechern trinkenden Menschen mit einer Fussball grossen grünen Unförmigkeit von Kokosnuss mit Strohhalm herumläuft und sich gleichzeitig dabei noch etwas unwahrscheinlich Gutes tut.

Zwei Weinmacher verführen uns zum Kaufe, einmal weisser Chenin Blanc mit einer wunderbaren Männlichkeit wie ich es nenne (die Frau die ihn herstellt ist die Weinmacherin des Jahres 2008...so schliessen wir daraus, dass Frauen einen männlichen Wein und vice versa herstellen, und dass das auch beim Parfum so sei, da Frauen das Parfum an ihren Männern riechen wollen, und an sich selbst, für ihre Männer aufgetragen) eine rauchige Samtnote und leicht an mein Männerparfum erinnernd, sowie ein roter Shiraz, der ganz die Färbung des Eichholzfasses trägt und mit dem 2006 Jahrgang schon reif genug scheint.

Die Kaffeerösterei im neueren Komplex an der alten Keksmühle sticht in schwarz weiss heraus. Die Bedienung ist schwedisch und trägt typisch Stockholm eine riesen Brille (natürlich RayBan). Der Kaffee ist eine leichte Röstung, verschiedener Herkunft. Selbst geröstet. Es duftet im Raum nach dem guten, jedoch beim ersten Schluck müssen wir uns erst umgewöhnen. Zu tief sitzt die Basler Gewohnheit des italienischen Espressos. Dieser hier schmeckt durch und durch zu sauer, jedoch ist es die Absicht der Röster. So müssen wir uns dem anpassen und schmecken weiter. Mmhh, Säure kann auch interessant sein. Und der Kaffee schmeckt sich in eienr ganz anderen Region im Gaumen. Trotz Milch in Latte oder Cappucinoform. Es erinnert mich an Chilli. Ich füge meinem Espresso mehr und mehr Zucker zu und es wird Würziger. Eine Säure und eine Würze. Süss wird er nicht, auch nach drei Löffeln Zucker. Am Nachmittag kommen wir nocheinmal in das kleine „Espressolab“ und der Kaffee schmeckt besser. Wir haben uns ein Stückchen angenähert und den Latte aus Basel, den gewohnten, losgelassen.

Morgen gehen wir weitere Cafes die Küste entlang ausprobieren. Vielleicht findet sich der ein oder andere gute Espresso...

Der Abend verlief ruhig, mit Brainstorming zum eigen Cafe in Basel, mit Träumereien und mit einer DVD von Jamie Oliver. Ich muss zugeben, es war das erste Mal, dass ich etwas von ihm auf dem Bildschirm sah, und ich war unangenehmer Weise sogar begeistert. Bin es immer noch. Peinlich? Naja, vielleicht ist es nur eine Phase...
Ausserdem wurde klar dass unser Cafe in Basel etwas besonderes wird. Das besondere daran sind wir, Jessia und ich, die wir eine „etwas exotische Afrikanische Note mit etwas deutscher Intuition“ zusammenbringen, und so etwas besonderes sind. „We are the Magic of our Business“. Und beim Abendessen kochen gab ich meine enge VErbindung zu Zitronen und Chilli zu. Lemons and Chilli. Ein Name für ein Cafe? Chili&Lemon? Mal sehen.

1 comment:

Geli said...

ich danke Dir,für diesen Blick,Einblick,Mitblick......