Thursday, March 31, 2011
Kann man ein neues Leben anfangen?
Seit etwas mehr als einer Woche lebe ich in Schweden. Nach mehreren Monaten Übergangszeit, geprägt vom Hinundherfahren zwischen der Heimat und der neuen Heimat, vom Loslösen, Verabschieden, Zweifeln, voller Vorfreude und Neugierde bin ich nun wirklich hier. Warum eigentlich? Das ist die Frage, die mir am meisten gestellt wird. Von den Freunden in der Heimat und von den neuen Freunden hier in Schweden.
Gibt es einen guten Grund etwas zu tun? Ich suche ihn noch. Vorallem versuche ich, keinen äusserlichen Grund vorzuschieben um mir mein Leben zu erklären. Es ist nicht das Abenteuer, dass ich suche. Es ist nicht das Landleben, das mich hierher zieht. (Obwohl beide auch interessant sind). Nichts von dem, was sich auf den ersten Blick nennen lässt, macht den wirklichen Grund aus. Oder muss ich zugeben, dass alle diese kleinen Details, der Sternenhimmel, der Horizont, die Sprache, die Äusserlichkeiten des schwedischen Modebewusstseins, die Häuser, die typischen Zimtschnecken und andere Gebäcke, die Tatsache, dass es einen König und eine Königin gibt, die Hauptstadt auf den 14 Inseln - dass all' diese Kleinigkeiten einen bunten Blumenstrauss von Faszination ergeben, der mich hierher gelockt hat? Vielleicht.
Oder es ist einfach dieses Gefühl, welches mich antreibt Dinge zu tun. Ein Wunsch, eine Intuition, eine Faszination. Dann gepaart mit Innovation. Eigenwille. Und das Phänomen, dass sich, wo auch immer ich hingehe, Möglichkeiten eröffnen, dass sie meinen Namen rufen und ich potentiell eine Aufgabe haben könnte.
Die Suche nach einer Aufgabe. Ich glaube das ist der Grund, der mir unter die Haut fährt. Eine Tätigkeit, die mir erlaubt, mich selbst zu erfüllen, für andere. Im Dienste meines Schicksals und der Welt. Dahin geht meine Suche, die mich nach Schweden geführt hat. Ein Umweg, um zu finden, was ich suche. Um zu fühlen, in welche Richtung es weitergehen soll. Um Gedanken, die ich seit Jahren übe, umzusetzen. Um mir klar zu werden. Ich mir.
Man kann kein neues Leben anfangen. Es gibt nur eines, welches immer weiter geht. Der rote Faden spinnt sich durch alles und webt sich aus der Zukunft immer weiter. Ich bin in Schweden und lebe genau das Leben, welches ich seit 26 Jahren unternehme. Die geografischen Gegebenheiten sind andere. Was früher Deutschland, Südafrika der Schweiz hiess, ist jetzt für einige Zeit Schweden.
Die Eindrücke sind neu. Und ich fülle mein Repertoire an Lebenserfahrungen weiter auf. Eine Sammlung von Orten, Begegnungen und Aktivitäten, mit viel Platz für das, was noch kommen will. Ich bin in einem neuen Kapitel meines Lebensbuches angekommen und bin gespannt, was sich in diesem Teil niederschreibt. Es hat bestimmt, mindestens zwischen den Zeilen, die Nuance des Sonnenlichtes auf dem schwedischen Land, das Geräusch der Wellen, wenn sie an den Strand spülen, der Vögel und des Windes, wie er durch die abgerundete, romantische Landschaft von runden Felsen und Mischwald streicht, und den leichten Duft von Blaubeeren und Moos...
Sunday, March 06, 2011
Zwischen Frühjahr und Winter.
Basel, spät nachts, zwischen Frühjahr und Winter.
Das Leben und der Tod.
Vor einer Woche und einem Tag ist ein Freund verstorben. Sehr plötzlich ging sein Leben zuende und hinterliess viele Freunde, die sich nun fragen, wie sie mit der Tatsache umgehen wollen und können, dass das Leben einfach vorbei gehen kann ohne wenn und aber. Meistens ist das so, wenn der Tod einsetzt. Ohne Wenn und Aber.
Was fühle ich, als ich den Freund verliere? Zuerst Unglaube. Wie? Kann das überhaupt wahr sein? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dazu reicht meine Phantasie nicht aus. Aber wenn ich mir den Tod nicht vorstellen kann, wie kann ich mir dann das Leben überhaupt erklären? Wenn ich glaube, dass es Leben gibt muss ich doch auch Raum geben für den Gedanken, dass es den Tod gibt. Genau so. Wenn man leben kann, kann man auch tot sein. Aber das Sein geht vom Tod nicht weg. Das Sein geht durch Leben und Tod.
Die Frage nach dem Tod stellt sich gleichzeitig mit der Frage nach dem Lebendigsein. Leben. Ich denke ich lebe. Ich atme, mein Körper ist aktiv. Es pulsiert in meinen Adern. Es erlebt sich in meinem Körper Sinnhaftes. Die Sinne erleben sich. Ich erlebe sie.
Heisst Sterben, den Körper zurück geben an die stoffliche Welt, die ihn uns gegeben hat? Und was ist dann mit den Erlebnissen, werden die irgendwo weiter erlebt? Die Erinnerungen weiter erinnert? Irgendetwas in mir sagt mir, dass die Erinnerungen, und unsere gesamte Vergangenheit nur wahr ist, wenn sie nach unserem Tod weiterhin wahr ist. Dass sie also nicht einfach zuende geht, wenn ich zuende gehe, körperlich. So wird der Tod zu einer rein stofflichen Angelegenheit. Weniger beängstigend, oder? Und einfacher zu verstehen.
Und das Leben?
(Er)lebt mein Leben sich nur, wenn es einen Körper hat, in den es hineinfliessen kann? Woher kommt mein Leben und wohin geht es nach meinem Tod? Wo ist das Archiv? Oder die Quelle, aus der ich entspringe? Wo ist Anfang und Ende?
Der Freund, der so plötzlich aus dieser stofflichen Welt schied, wo ist er jetzt? In meiner Erinnerung noch sehr präsent. In meiner täglichen Arbeit weiterhin wichtig. Er existiert doch. Er ist nicht weg. Er war ja auch vorher nicht weg, wenn er den Raum verliess. Gehen wir überhaupt weg, wenn wir sterben? Wie weit weg eigentlich?
Das stoffliche Sein ist eine Art von Erinnerung an das, was wir sind. Durch unseren Körper verpräsentieren wir uns immer wieder. Wir sagen dem Rest der stofflichen Welt: guck mal, ich bin da! Wir sagen den Sinnen: erlebt mich, ich bin da! Den körperlichen Sinnen. Den geistigen Sinnen müssen wir keinen Körper präsentieren, sie erleben uns auf anderen, nicht stofflichen Ebenen. Aber irgendwie hängen geistige und materielle Ebenen ganz eng zusammen. Denn wie würde ich denn herausfinden, dass Du existierst, wenn nicht meine körperlichen Sinne Dich entdecken und erkennen würden? Dann begegnen wir uns und unsere geistigen Sinne können uns erleben. Oder kennen diese sich eigentlich von vorher? In welchem Zusammenhang stehen die Sinne miteinander und zwischen den Welten der Materie und des Geistes?
Die Frage nach dem Tod wirft somit die Frage nach dem Leben neu auf. Als der Freund so plötzlich geht wird mir klar, dass ich es schön fänd', noch ein wenig länger zu bleiben. Etwas mehr als ein wenig. Und mir wird auch deutlich, dass ich an einer Weiche in meinem Leben stehe. Es geht nun von vorne los. Etwas ist abgeschlossen. Etwas in meinem Wesen bewegt sich, dass vorher noch im tiefen Schlummern lag. Etwas wird wach, auf das ich lange gewartet habe. Ich? Etwas mehr ich. Eine Erinnerung an das, was ich werden will. Endlich hat sie meine körperliche und lebendige - im Erdensinne - Form erreicht.
Eine Schneedecke mit vielen Spuren der vergangenen Jahre, die alle eine Bedeutung haben, beginnt zu schmilzen. Was darunter liegt, ist noch unsichtbar, aber trotz dessen weiss ich sicher, dass dort etwas liegt. Die Spuren der Bedeutung auf der Schneedecke schmelzen dahin und sickern mit dem Tauwasser in meinen Boden. Meine Erlebnisse bis jetzt sind ich geworden. Nun werde Ich wach und kann mit ihnen tun, wozu ich hier bin, in meiner Erdenform mit Erdenaufgaben. Ein paar Jahre habe ich noch, das hat mir meine Erinnerung gesagt. Eine Erinnerung an das, was ich mir vorgenommen hab zu werden, weil ich es schon bin, im Grossen und Ganzen. Und der Freund, der gegangen ist, bestätigt durch die Art, wie er gegangen ist, dass es Sinn macht und meistens nicht zufällig ist, wie man geht. Und auch wann. Es passt eben doch alles zusammen. So fühlt es sich an. Nicht Trauer, sondern Dankbarkeit, kommt in mir auf wenn ich an den Freund denke. Er hat uns allen einen Gefallen getan. R.I.P, Rest In Peace oder Reflexion In People?
Die beständigste Reaktion aus meinem Herzen seinen Tod betreffend ist eine friedliche, freie, verständnisvolle und lebensbejahende Antwort. Ja, er hat gelebt. Ja, er lebt weiterhin. Ja, er ist gegangen. Ja, ich werde auch gehen, eines Tages. Ja, das Leben ist grösser als der Teil zwischen unserer Geburtstunde und dem Todesmoment. Alles ist grösser als das, was auf unsere Erdenwelt passt. Ja.
Das Leben und der Tod.
Vor einer Woche und einem Tag ist ein Freund verstorben. Sehr plötzlich ging sein Leben zuende und hinterliess viele Freunde, die sich nun fragen, wie sie mit der Tatsache umgehen wollen und können, dass das Leben einfach vorbei gehen kann ohne wenn und aber. Meistens ist das so, wenn der Tod einsetzt. Ohne Wenn und Aber.
Was fühle ich, als ich den Freund verliere? Zuerst Unglaube. Wie? Kann das überhaupt wahr sein? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dazu reicht meine Phantasie nicht aus. Aber wenn ich mir den Tod nicht vorstellen kann, wie kann ich mir dann das Leben überhaupt erklären? Wenn ich glaube, dass es Leben gibt muss ich doch auch Raum geben für den Gedanken, dass es den Tod gibt. Genau so. Wenn man leben kann, kann man auch tot sein. Aber das Sein geht vom Tod nicht weg. Das Sein geht durch Leben und Tod.
Die Frage nach dem Tod stellt sich gleichzeitig mit der Frage nach dem Lebendigsein. Leben. Ich denke ich lebe. Ich atme, mein Körper ist aktiv. Es pulsiert in meinen Adern. Es erlebt sich in meinem Körper Sinnhaftes. Die Sinne erleben sich. Ich erlebe sie.
Heisst Sterben, den Körper zurück geben an die stoffliche Welt, die ihn uns gegeben hat? Und was ist dann mit den Erlebnissen, werden die irgendwo weiter erlebt? Die Erinnerungen weiter erinnert? Irgendetwas in mir sagt mir, dass die Erinnerungen, und unsere gesamte Vergangenheit nur wahr ist, wenn sie nach unserem Tod weiterhin wahr ist. Dass sie also nicht einfach zuende geht, wenn ich zuende gehe, körperlich. So wird der Tod zu einer rein stofflichen Angelegenheit. Weniger beängstigend, oder? Und einfacher zu verstehen.
Und das Leben?
(Er)lebt mein Leben sich nur, wenn es einen Körper hat, in den es hineinfliessen kann? Woher kommt mein Leben und wohin geht es nach meinem Tod? Wo ist das Archiv? Oder die Quelle, aus der ich entspringe? Wo ist Anfang und Ende?
Der Freund, der so plötzlich aus dieser stofflichen Welt schied, wo ist er jetzt? In meiner Erinnerung noch sehr präsent. In meiner täglichen Arbeit weiterhin wichtig. Er existiert doch. Er ist nicht weg. Er war ja auch vorher nicht weg, wenn er den Raum verliess. Gehen wir überhaupt weg, wenn wir sterben? Wie weit weg eigentlich?
Das stoffliche Sein ist eine Art von Erinnerung an das, was wir sind. Durch unseren Körper verpräsentieren wir uns immer wieder. Wir sagen dem Rest der stofflichen Welt: guck mal, ich bin da! Wir sagen den Sinnen: erlebt mich, ich bin da! Den körperlichen Sinnen. Den geistigen Sinnen müssen wir keinen Körper präsentieren, sie erleben uns auf anderen, nicht stofflichen Ebenen. Aber irgendwie hängen geistige und materielle Ebenen ganz eng zusammen. Denn wie würde ich denn herausfinden, dass Du existierst, wenn nicht meine körperlichen Sinne Dich entdecken und erkennen würden? Dann begegnen wir uns und unsere geistigen Sinne können uns erleben. Oder kennen diese sich eigentlich von vorher? In welchem Zusammenhang stehen die Sinne miteinander und zwischen den Welten der Materie und des Geistes?
Die Frage nach dem Tod wirft somit die Frage nach dem Leben neu auf. Als der Freund so plötzlich geht wird mir klar, dass ich es schön fänd', noch ein wenig länger zu bleiben. Etwas mehr als ein wenig. Und mir wird auch deutlich, dass ich an einer Weiche in meinem Leben stehe. Es geht nun von vorne los. Etwas ist abgeschlossen. Etwas in meinem Wesen bewegt sich, dass vorher noch im tiefen Schlummern lag. Etwas wird wach, auf das ich lange gewartet habe. Ich? Etwas mehr ich. Eine Erinnerung an das, was ich werden will. Endlich hat sie meine körperliche und lebendige - im Erdensinne - Form erreicht.
Eine Schneedecke mit vielen Spuren der vergangenen Jahre, die alle eine Bedeutung haben, beginnt zu schmilzen. Was darunter liegt, ist noch unsichtbar, aber trotz dessen weiss ich sicher, dass dort etwas liegt. Die Spuren der Bedeutung auf der Schneedecke schmelzen dahin und sickern mit dem Tauwasser in meinen Boden. Meine Erlebnisse bis jetzt sind ich geworden. Nun werde Ich wach und kann mit ihnen tun, wozu ich hier bin, in meiner Erdenform mit Erdenaufgaben. Ein paar Jahre habe ich noch, das hat mir meine Erinnerung gesagt. Eine Erinnerung an das, was ich mir vorgenommen hab zu werden, weil ich es schon bin, im Grossen und Ganzen. Und der Freund, der gegangen ist, bestätigt durch die Art, wie er gegangen ist, dass es Sinn macht und meistens nicht zufällig ist, wie man geht. Und auch wann. Es passt eben doch alles zusammen. So fühlt es sich an. Nicht Trauer, sondern Dankbarkeit, kommt in mir auf wenn ich an den Freund denke. Er hat uns allen einen Gefallen getan. R.I.P, Rest In Peace oder Reflexion In People?
Die beständigste Reaktion aus meinem Herzen seinen Tod betreffend ist eine friedliche, freie, verständnisvolle und lebensbejahende Antwort. Ja, er hat gelebt. Ja, er lebt weiterhin. Ja, er ist gegangen. Ja, ich werde auch gehen, eines Tages. Ja, das Leben ist grösser als der Teil zwischen unserer Geburtstunde und dem Todesmoment. Alles ist grösser als das, was auf unsere Erdenwelt passt. Ja.
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